Das BIP (Bruttoinlandprodukt) beschreibt die Wertschöpfung der nationalen Wirtschaft. Politiker von links bis rechts verlangen ein jährliches Wachstum von mindestens 3%.
Was bedeutet das konkret? siehe Wachstumsformel
Gemäss der Wachstumsformel müssten in 23.5 Jahren doppelt soviele Güter und Dienstleistungen produziert werden, also müssten im Jahr 2028
Das geht doch nicht?
1980 betrug das BIP in der Schweiz 183'077 Millionen Franken und 2003 waren
es 433'336 Millionen Franken [Quelle].
Das ist 2.36 mal soviel wie 1980, also mehr als eine Verdoppelung. Das durchschnittliche
Wachstum betrug in diesen 23 Jahren 3.81%.
Es geht also doch?
Wenn gleichzeitig Löhne und Preise steigen (wachsen), so wächst auch das BIP, auch wenn die Preissteigerung die Lohnsteigerung frisst. Waren wir 2003 doppelt so glücklich wie 1980? Ging es uns 2003 doppelt so gut wie 1980? Finanziell betrachtet geht es heute vielen besser als 1980, einigen sehr viel besser. Aber die Anzahl der Armen ist auch gewachsen, darüber schweigt das BIP.
Wo ist das Problem?
Die eingangs erwähnten BIP-Zahlen sind nominal, das bedeutet inklusive
Teuerung. Die Preise haben sich wohl verdoppelt, aber nicht die Menge der
produzierten Güter. Würde man die Teuerung wieder wegkorrigieren,
dann wäre das Wachstum wesentlich kleiner.
Es kommt noch dazu, dass auch die Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten
gewachsen ist. Auch das müsste korrigierend berücksichtigt werden.
Weiter gab es ein Produktivitätswachstum und einen technischen Fortschritt.
Gerade diese zwei Aspekte sind für zukünftige Wachstumsprognosen
des BIP sehr schwer abzuschätzen.
Politiker setzen wohl deshalb auf Wachstum, weil damit in der Zukunft finanziert
werden kann, was heute versprochen wird (z.B. die Lösung des Rentenproblems).
Und welcher Politiker, welche Politikerin ist in 20 Jahren noch "an der Macht"?
Untersuchungen von Herman Daly und John Cobb für die USA und Grossbritanien kommen zum Schluss, dass der Wohlstand weniger stark wächst als das BIP. In beiden Ländern ging die Lebensqualität sogar zurück (negatives Wachstum).